Geschichte
1894
Paul Sturm wird wohl den wenigsten Ulmern ein Begriff sein, doch der Ulmer Gymnasiallehrer war es, der den Fußball nach Ulm brachte. Erstmals wurde in Ulm gegen das runde Leder getreten, damals zwar noch in Rugby-Manier aber die Fußballbegeisterung in Ulm war geweckt. Die Fußballer in Ulm mussten zu Beginn mit starker Gegenwehr der Turner umgehen, nichts desto trotz entstand 1894 im Privatturnverein Ulm eine Fußballabteilung, die 1904 dem Verband süddeutscher Fußballvereine beitrat. Wenige Jahre später machten sich die Fußballer selbstständig und spalteten sich 1909 vom Privatturnverein ab und gründete den Ulmer FV 1894. Schon zu dieser Zeit spielten die Ulmer in schwarz-weiß!
Parallel dazu (1924) gründete sich in Ulm ein zweiter Fußballverein, der SV Schwaben Ulm. Dieser schaffte den Aufstieg in die regional höchste Spielklasse Deutschlands und durfte sich vor mehreren Tausend Zuschauern unter anderem mit dem FC Bayern München messen. Dies war auch damals schon in der noch heute bestehenden Spielstätte, dem Donaustadion, möglich. Das Stadion wurde 1925 errichtet und ist seit dem die Heimat des Ulmer Fußballs. Nach dem Zusammenschluss zum 1. SSV Ulm im Jahre 1930 konnte man den Aufstieg in die neuformierte Gauliga (damals höchste Spielklasse Deutschlands) feiern, in der man bis 1943 zweimal Vizemeister wurde.
Auch der Ulmer FV 1894 erlangte überregionale Bekanntheit durch die Teilnahmen an der Gauliga und des Tschammer-Pokals (Vorgänger des DFB-Pokals). Unheimlich wichtig für den Aufstieg war Walter Vollweiler, der damals 17-Jährige (!) erzielte 75 Tore in der Aufstiegssaison. Zudem hatte man mit Erwin Schädler einen Nationalspieler in den eigenen Reihen. 1939 fusionierten der Ulmer FV 1894, der TB Ulm 1846 und die SpVgg Ulm 1889 zur TSG Ulm 1846, die nach dem Wiederaufstieg bis zur Auflösung 1945 ebenfalls in der Gauliga aktiv war.
1954
Nach Kriegsende war bei beiden Vereinen ein Großteil der Sportstätten zerstört oder von der Besatzungsmacht beschlagnahmt worden. Trotzdem starteten beide Vereine recht erfolgreich: Die TSG Ulm 1846 wurde Meister in der Landesliga vor dem 1. SSV Ulm.
Für den TSG Ulm 1846 ging es erfolgreich weiter, sie spielten viele Jahre in der Oberliga-Süd (eine von fünf Oberligen – bis zur Einführung der Bundesliga höchste Spielklassen Deutschlands) mit einigen Abstiegen in die II. Division (zweithöchste Spielklasse zu dieser Zeit). Mit Hans Eberle hatte man sogar einen Olympia-Teilnehmer und mit Anton „Toni“ Turek einen späteren Weltmeister von Bern in den eigenen Reihen. Der 1. SSV Ulm hingegen hatte keine leichte Zeit zu überwinden. Durch zahlreiche Spielerabgänge, unter anderem zur TSG Ulm 1846, war man nicht mehr Konkurrenzfähig in der Landesliga und stieg in die Bezirksklasse (später in 2. Amateurliga umbenannt) ab. Mehrere Jahre später (1954) schaffte man den Aufstieg in die 1. Amateurliga und wurde im Folgejahr Württembergischer Meister. Somit hätte man in die II. Division aufsteigen können, verpasste dies allerdings. Zwei Jahre nach der Meisterschaft konnte man den Sieg des Württembergischen Pokals feiern.
1963
Die TSG Ulm 1846 qualifizierte sich bei der Einführung der Bundesliga 1963, aufgrund des 8. Platzes im Vorjahr in der Oberliga-Süd, für die Regionalliga (neue zweithöchste Spielklasse Deutschlands). Einer der wichtigsten Spieler zu dieser Zeit war Tormann Wolfgang Fahrian, der mehrere Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft vorzuweisen hat. Nach dem Abstieg in die 1. Amateurliga zwei Jahre später konzentrierte sich die TSG Ulm 1846 vermehrt auf den Breitensport, darunter litt die Fußballabteilung und der Abstieg in die 2. Amateurliga resultierte daraus. Trotz allem gelang der Wiederaufstieg 1969. Das Ender der 60er-Jahre wurden vor allem geprägt von den, aus Ulm stammenden, Hoeneß-Brüdern, die beide mehrere Jahre für Ulm spielten und später das Trikot der Nationalmannschaft trugen. Beide spüren bis heute eine Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt und dem SSV.
1970
Der 05. Mai 1970 gehört mit Sicherheit zu den wichtigsten Daten in der Vereinsgeschichte des SSV Ulm Fussball e.V. An diesem Tag schlossen sich der 1. SSV Ulm und die TSG Ulm 1846 zum SSV Ulm 1846 zusammen. Eine neue Zeit brach an: Die beiden Großvereine die sich bis dahin nichts schenkten fusionierten zum damals größten Sportverein Deutschlands mit 8300 Mitgliedern. Und dies fruchtete auch sportlich. In den kommenden acht Jahren wurde man in der 1. Amateurliga viermal Meister und einmal Vizemeister aber verpasste den Aufstieg immer knapp in der Aufstiegsrunde. In der Saison 1978 wurde der Bann dann endlich gebrochen, durch die erneute Einführung der Oberliga als dritthöchste Spielklasse Deutschlands war der SSV Ulm als Meister dafür sicher qualifiziert, allerdings hätte man sogar die 2. Bundesliga avancieren können wenn man sich in der Aufstiegsrunde durchgesetzt hätte. Dies gelang jedoch nicht. In der Premierensaison ein Jahr später wurde der SSV Ulm Meister in der Oberliga und stieg somit erstmals in die 2. Bundesliga Süd auf! Von 1970 bis 1985 war der Gebürtige Ulmer Walter Kubanczyk dabei, der später auch noch Assistenztrainer und Abteilungsleiter des SSV Ulm wurde.
In den 80er Jahren taumelte der SSV Ulm größtenteils zwischen der 2. Bundesliga und der Oberliga. Dreimal musste man den bitteren Abstieg hinnehmen, wurde aber im Folgejahr jedes Mal wieder Meister in der Oberliga. Es entstand das Gefühl, dass man für die 2. Bundesliga zu schlecht aber für die Oberliga zu gut war. Erst als man 1987/88 abermals aus der 2. Bundesliga abstieg konnte man nicht die erneute direkte Meisterschaft erlangen. Man verweilte die folgenden sechs Jahre in der Oberliga, in denen man erst 1993 und 1994 wieder Meister wurde.
1998
Durch eine erneute Ligasystemreform in Deutschland qualifizierte sich der SSV Ulm für die Neue aber altbekannte Regionalliga als dritthöchste Spielklasse. Dort spielte man die nächsten vier Jahre oben mit, ehe man 1998 mit Ralf Rangnick Meister und somit Aufsteiger in die 2. Bundesliga wurde, schon damals im Ulmer Kader waren Sascha Rösler und Janusz Gora. Rösler, der später auch in der Bundesliga unter anderem für den SSV spielte, verbrachte die längste Zeit seiner Karriere in Ulm (über 150 Spiele für den SSV). Gora machte über 200 Spiele für den SSV und blieb dem Verein auch nach seiner Aktiven Karriere mehrmals als Trainer erhalten. Ein weiterer bekannter Name im damaligen Kader war Thomas Tuchel, der aufgrund einer Knorpelverletzung seine Aktive Karriere in Ulm beenden musste, dafür als Trainer bei Top-Vereinen Europas durchstartete.
1999/2000
Die Saison 1998/1999 ist wohl die legendärste in der Geschichte des SSV Ulm. Die von Anfang an als Abstiegskandidat gehandelte Mannschaft endpuppte sich als Spitzenteam, die lange die Tabellenführung inne hatte und am Ende nicht nur den Klassenerhalt schafften, sondern den direkten Durchmarsch aus der Regionalliga in die Bundesliga. Am Ende wurde man knapp, mit einem Punkt Vorsprung, dritter und das hieß erstmal seit der Einführung der Bundesliga Erstklassigen Fußball in Ulm!
Ralf Rangnick wurde vor der Saison vom VfB Stuttgart abgeworben, trotzdem startete der SSV mit Neutrainer Martin Andermatt solide und war lange Zeit außerhalb der Abstiegszone. Nach dem Millennium sollten allerdings schwere Zeiten auf den SSV Ulm 1846 zukommen. Bis zum 24. Spieltag war alles in bester Ordnung, mit 30 Punkten war man den UEFA-Cup Plätzen näher als den Abstiegsplätzen. Mit lediglich fünf Punkten aus den letzten zehn Spielen stürzten die Spatzen jedoch kurz vor Saisonende auf den drittletzten Platz und stiegen denklich knapp ab. Bester Torschütze des Vereins war Hans van de Haar, der mit 10 Toren bisherigen Ulmer Rekordtorschütze in der Bundesliga ist. Rund 23.500 Menschen konnten in der Bundesligasaison, durch mobile Zusatztribünen ein Spiel im Donaustadion schauen. Von 1992 bis 2002 war Dragan Trkulja bei den Spatzen, dieser hatte mit vielen Spielen und Toren große Aktien am rasanten Aufstieg der Ulmer.
ab 2002
Da der SSV Ulm im Vorjahr 2. Bundesliga gespielt hat, durften sie, auch als Fünftligist am DFB-Pokal teilnehmen. Dort gelang ihnen, bisher als einziger Fünftligist, die erste Runde zu überstehen. Durch einen 2:1 Sieg gegen den Bundesligisten 1. FC Nürnberg ging man in die Geschichte des DFB-Pokals ein. Als Tabellenzweiter schaffte man unter Harry Brobeil, nach dem Sieg im Relegationsspiel, direkt den Aufstieg in die Oberliga. In den Nachfolgenden sechs Jahren wird der SSV Ulm in der gutbekannten Oberliga viermal zweiter, der Aufstieg will aber nicht gelingen. Erneut profitiert der SSV Ulm von einer Ligasystemreform: Die 3. Liga wird eingeführt, die Regionalliga ist fortan nur noch viertklassig und die Plätze eins bis vier der Oberliga, bei denen Ulm als zweitplatzierte Mannschaft dabei ist, schließen zur Regionalliga auf. Der Trainer Paul Sauter, der schon als Spieler beim SSV Ulm, sowie als Trainer in den 80er Jahren aktiv war, wurde trotz des Aufstiegs entlassen, Markus Gisdol, mittlerweile Bundesligatrainer, übernahm.
2009
Im März 2009 trennte sich die Fußballabteilung des SSV Ulm 1846 und gründete den SSV Ulm 1846 Fußball e.V. Die nächsten drei Jahre vielen sehr durchwachsen aus, Markus Gisdol verließ den SSV Ulm schon nach einer Spielzeit in Richtung TSG Hoffenheim und unter Manfred Paula, sowie Ralf Becker blieb der erhoffte Erfolg aus. Durch einen Manipulationsverdacht und sportlichen Misserfolg kam der SSV Ulm wieder in eine sehr prekäre Finanzielle Lage und musste Ende 2010 erneut Insolvenz anmelden. Ein erneuter Zwangsabstieg war unumgänglich.
Durch die Zustimmung der Gläubiger zum Insolvenzplan, konnte der SSV Ulm 1846 Fussball e.V. schuldenlos in die Saison 2011/12 starten. Paul Sauter der einstimmig zum Präsident gewählt wurde, übernahm zusätzlich zum wiederholten Male den Posten als Cheftrainer. Im Februar 2012 wurde dem Wappen der Zusatz: “FUSSBALL“ hinzugefügt, was für mehr Abgrenzung zum SSV Ulm 1846 sorgen soll. Sportlich lief die Saison 2011/12 für die junge Spatzen Elf nach einem unsicheren Start sehr erfolgreich. Zuhause blieb man ohne Niederlage und am Ende der Saison stand die erneute Meisterschaft in der Oberliga zu buche. Nach der Saison übergab Paul Sauter seinen Posten als Cheftrainer seinem bisherigen Co-Trainer Stephan Baierl. Dieser wurde aber nach einer erfolglosen Saison 2012/2013 wieder entlassen. Aufgrund hoher Spielergehälter und fehlenden großen Partnern aus der Region, musste man zum dritten Mal Insolvenz anmelden, konnte aber die Saison 2013/14 außerhalb der Konkurrenz zu Ende spielen und durften somit in der Saison 2014/15 wieder in der Oberliga starten.
2014
Es galt wieder einmal ein Neuanfang zu starten mit vielen neuen Spielern und verändertem Vereinskonzept. Unter Stephan Baierl als altbekanntes Trainergesicht spielte man eine solide Saison 2014/15 bei der es hauptsächlich um das stabilisieren des Vereins ging. In der Saison 2015/16 mit einer weiter verstärkten Mannschaft konnte man dann wieder ganz oben angreifen und sich am Ende die bis dahin letzte Meisterschaft in der Oberliga sichern. Es folgten zwei grundsolide Jahre, in den man zwei Mal den neunten Platz in der Regionalliga Süd, fernab der Abstiegsplätze belegen konnte. Zudem konnte man in der Saison 2017/18 mit Trainer Tobias Flitsch durch einen 3:0 Sieg gegen den TSV Ilshofen zum achten Mal den WFV-Pokal holen. Somit ist der SSV Ulm 1846 Fussball e.V. der Rekordpokalsieger und war berechtigt zur Teilnahme am DFB-Pokal 2018/2019. Nach der Saison beendete einer der Vereinslegenden schlechthin, Holger Betz, seine Karriere. Der Torwart stand bei mehr als 500 Spielen für die Spatzen auf dem Feld und war bei den größten Erfolgen sowie den bittersten Jahren immer treu an der Seite seines SSV. Betz kam als Jugendspieler 1993 zum SSV und beendete dort, über ein Vierteljahrhundert später, als treuster Profi-Fußballer Deutschlands, seine Karriere mit dem Münster auf der Brust. Natürlich blieb er seinem SSV erhalten und wurde zur nächsten Saison Torwarttrainer.
2018-2021
Zur Saison 2018/19 übernahm Holger Bachthaler das Amt des Cheftrainers, der zuvor Trainer der U-19-Junioren von RB Salzburg war. In der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den amtierenden Sieger Eintracht Frankfurt gelang am 18.08.2018 die Sensation vor ausverkauftem Donaustadion und man gewann 2:1!
Auch in den folgenden drei Jahren gewann man den wfv-Pokal, zwei Mal erreichte man die zweite Runde des DFB-Pokals.
2021
Thomas Wörle wird neuer Cheftrainer der Spatzen.
Der Fußballlehrer trainierte zuvor sehr erfolgreich neun Jahre lang die Frauenmannschaft des FC Bayern München.
Gleich in seiner ersten Saison wird der SSV Ulm 1846 Fussball zweiter in der Regionalliga Südwest und war bis zum Vorletzten Spieltag in das Meisterschaftsrennen mit der SV 07 Elversberg involviert.
2023
Der SSV Ulm 1846 Fussball steigt in die 3. Liga auf.
Durch einen 5:0-Sieg am vorletzten Spieltag gegen die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz sichern sich die Spatzen vorzeitig die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest und kehren nach 22 Jahren in den Profifußball zurück.
Über 33 Spieltage hatte die Mannschaft von Thomas Wörle die Liga angeführt und trotz einer Ergebnisdelle im Frühjahr das große Ziel verwirklichen können.