Interview mit Stephan Baierl zur aktuellen Situation

Wir haben mit unserem Sportlichen Leiter Stephan Baierl über die verschiedene Themen gesprochen. Was er zur aktuellen Situation, zur zweigleisigen 3. Liga und zu den Planungen der neuen Saison sagt, lest ihr im großen Interview.

Hallo Stephan, seit zwei Monaten ist der Trainingsbetrieb im Verein nun eingestellt. Wie nimmst du die aktuelle Situation wahr?

Selbstverständlich ist es für alle eine außergewöhnliche Situation, mit der wir als gesamte Gesellschaft und natürlich auch wir als Verein und  Mannschaft klarkommen müssen. Insbesondere ist die Situation deshalb so schwierig und komplex, weil keine klare Aussage getroffen wird und alle Verbände sich aufgrund möglicher Regressforderungen bedeckt halten. Nach unserer Videokonferenz mit der Regionalliga wissen wir zumindest, dass der Abbruch wahrscheinlich aber noch nicht beschlossen ist. Das heißt, wir müssen uns weiterhin bis zum 25. Mai gedulden. Für Sportler allgemein ist die Situation natürlich absolut unbefriedigend, da du als Sportler einfach ein Ziel brauchst, worauf du trainierst. Bisher trainiert weiterhin jeder für sich zuhause aber wir können natürlich nicht sagen, wann wir wieder ins Geschehen eingreifen bzw. wann wieder Spiele und Training in normalem Umfang möglich sind. Die Jungs scharren mit den Hufen und das ist natürlich auch insbesondere für sie eine riesige Herausforderung und auch Belastung. Hier ist im Moment allerdings Geduld gefragt, da alles auf politischer Ebene entschieden wird und der Sport hinten anstehen muss.

Das Training in Kleingruppen ist seit Montag wieder erlaubt. Wird auch der SSV das Training aufnehmen oder müssen sich die Spieler noch gedulden?

Wir werden uns natürlich mit den Spielern kurzschließen um uns ein Meinungsbild einzuholen. Grundsätzlich sind Holger Bachthaler mit seinem Trainerteam und ich, wenn eine Möglichkeit besteht zu trainieren, sofort dabei. Wir, aber auch insbesondere die Vorstandschaft um Thomas Oelmayer, Alexander Schöllhorn und Anton Gugelfuss müssen gemeinsam einschätzen, ob es aus Sicht des Vereines Sinn macht, zu trainieren und ob das Verhältnis von Aufwand und Ertrag passt.  Ich weiß von Kollegen aus der zweiten und dritten Liga, dass die Möglichkeiten im Kleingruppentraining sehr eingeschränkt sind. So wie wir Fußballtraining kennen, mit Zweikämpfen, Spiel auf engem Raum etc., ist es nicht möglich und von daher müssen wir abschätzen, macht es Sinn lieber noch zu pausieren und früher einzusteigen wenn absehbar wird, wann und wie es weiter geht. Oder macht es Sinn, jetzt die Wochen in Kleingruppentraining zu überbrücken. Wir müssen das intern abklären und ich denke, dass wir bis Ende der Woche mehr Klarheit haben.

Dem Vorschlag der SV Elversberg, eine zweigleisige dritte Liga einzuführen hat sich auch der SSV angeschlossen. Warum?

Wir haben uns ganz bewusst dem Vorstoß der SV Elversberg angeschlossen, da wir sehen, welche Probleme durch die aktuelle Ligenstruktur vorliegen. Wir haben fünf Regionalligen und eine 3. Liga, man hat also immer ein Problem, was die Aufstiegsregelung betrifft, zudem sehen wir die finanziellen Schwierigkeiten, die den Drittligisten immer wieder unter den Nägeln brennen. Wir sind der Meinung, dass man durch eine Ligenreform einen pyramidalen Aufbau bekommt, außerdem bekämen wir durch eine Teilung kürzere Wege, was es den Fans auch unter der Woche möglich macht, zu einem Auswärtsspiel anzureisen. Die Kosten für Übernachtung und Reisen sind natürlich ebenfalls viel geringer.
Im Süden hätten wir viele tolle Duelle auch mit bayerischen Mannschaften wie 1860 München oder auch dem 1. FC Kaiserslautern aus der dritten Liga.
Was ebenfalls dafür spricht, ist die Nachwuchsförderung. In einer zweigleisigen 3. Liga bekommen viele junge, gut ausgebildete Spieler, die Möglichkeit sich weiter zu entwickeln ,die sonst vielleicht in einem Dritt- oder Zweitligakader stehen, aber nie spielen. Für uns ist es auch ein Anliegen, dass wir viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in den Top-Bereich bekommen. Wir sehen uns auch als Verein, der auch auf die Jugend setzt.

Wie schwer gestalten sich aktuell die Planungen für die neue Saison bzw. wie weit sind diese fortgeschritten?

Uns geht es wie fast allen anderen Vereinen, dass wir viele Unbekannte haben. Wir wissen nicht, wie es mit den Sponsoren aussieht, wobei ich hier sehr viele positive Rückmeldungen bekommen habe und ich bin natürlich sehr froh, dass die meisten uns die Stange halten.
Aber es ist natürlich in dieser Situation insgesamt schwierig, da man nicht weiß, wann ist Saisonstart, wie  sehen die finanziellen Rahmenbedingungen aus und welche Transfers lassen sich realisieren.
Zum Glück ist es so, dass wir den Großteil des Kaders schon zusammen haben, das heißt wir brauchen nicht mehr viele Positionen sondern nur den ein oder anderen Spieler den wir dazu nehmen. Über Dreiviertel der Mannschaft steht unter Vertrag und wird mit uns in die neue Saison gehen.
Wir strecken unsere Fühler aber in alle Richtungen aus und halten Kontakt mit Beratern und potentiellen Neuzugängen, um für uns das bestmögliche rauszuholen. Bei dem ein oder anderen sind wir bereits recht weit, abgeschlossen ist aber noch nichts. Ich denke, wir sind hier auf einem sehr guten Weg und werden vielleicht auch in naher Zukunft etwas bekannt geben können.

Vielen Dank für das Interview!