Interview mit Geschäftsführer Markus Thiele
Markus, nimm uns mal mit bei der Trainersuche. In der Öffentlichkeit und den Medien werden viele Namen gehandelt…
(Schmunzelt) Man sollte nicht immer alles glauben, was in der Zeitung oder im Internet steht.
Wie meinst Du das?
Nun, ich habe bisher noch keinen Namen entdeckt, der etwas mit unserer Suche zu tun hat. Da wird natürlich viel spekuliert. Das ist völlig in Ordnung und ganz normal. Alles kein Problem. Ich habe nur dann ein Problem, wenn Dinge, die absolut nicht stimmen als Fakten verkauft werden.
Wie zum Beispiel die Themen, die Du bei der Pressekonferenz thematisiert hast: Dass Dir mehr oder weniger direkt Alleingänge vorgeworfen werden – oder die angebliche Freundschaft zu Robert Lechleiter.
Genau. Bevor man so etwas berichtet, sollte man achtsam seine Quellen prüfen und mit allen beteiligten Parteien das Gespräch suchen. Zumal mit solchen Themen auch Stimmung erzeugt wird.
Zurück zur Trainersuche, was passiert gerade hinter den Kulissen?
Wir haben ein Team zusammengestellt, das seit vergangenen Mittwoch Gespräche mit einigen Kandidaten führt. Zuerst telefonisch, dann persönlich. Wir prüfen derzeit alle auf Herz und Nieren.
Ist dafür Zeit?
Genauigkeit geht vor Geschwindigkeit. Zumal wir in den letzten Tagen gesehen haben, dass unser Interimstrainer Moritz Glasbrenner hervorragende Arbeit leistet – fachlich und menschlich. Das ist für uns natürlich eine komfortable Situation, weil es uns die nötige Freiheit gibt, ohne den allergrößten Zeitdruck zu arbeiten. Das heißt nicht, dass wir deshalb weniger Gas geben. Aber wir wissen die Mannschaft in der Zwischenzeit in guten Händen.
Heißt das, Moritz sitzt noch mehrere Spiele auf der Bank.
Unser momentaner Fahrplan sieht vor, dass er bis zum Ingolstadt-Spiel verantwortlicher Trainer ist und wir mit einem neuen Trainer in die Länderspielpause gehen.
Und mit wem habt ihr in den letzten Tagen gesprochen?
Ganz ehrlich, Geheimniskrämerei ist nicht mein Ding, aber manchmal schadet es Prozessen, wenn Namen zu schnell auftauchen. Wir haben es bisher geschafft, das alles sehr diskret zu machen. Das soll so bleiben. Nur so viel: Wir sind auf einem sehr guten Weg. Die Trainersuche läuft nach Plan.
Sind bekannte Namen dabei?
Wir suchen nach Kompetenz, nicht nach Namen.
Verstehst Du, dass die Suche von einigen auch kritisch betrachtet wird?
Ja, aber von so etwas dürfen wir uns ja nicht leiten lassen. Mancher wird auch kritische Kommentare abgeben, wenn wir den neuen Trainer verkünden. Auch das ist normal. Ich erinnere mich daran, welch kritische Stimmen es gab, als wir vor ein paar Jahren einen Trainer zum SSV geholt haben, der zuvor die Fußball-Frauen des FC Bayern trainiert hat.
Du sprichst von Thomas Wörle.
Richtig. Keiner hat damals diese Verpflichtung gefeiert. Und es wird immer so getan, als hätten wir ihn nur vom Hof gejagt. Kaum jemand spricht davon, dass wir ihm auch eine Chance gegeben haben – gegen Widerstände. Und davon haben wir als Verein und er als Trainer profitiert. So soll es sein und das hat lange Zeit ja auch super funktioniert.
Bis Anfang des Jahres…
Es gibt immer und bei jedem Club einen Punkt, an dem es nicht mehr weitergeht für einen Trainer. Manchmal nach zwei Spieltagen, manchmal nach fünf Jahren. Bei uns war dieser Punkt im Februar erreicht.
War es ein Fehler, Robert Lechleiter als Nachfolger zu bestimmen?
Nein. Da reicht der Blick auf die nackten Zahlen. Mit dem Punkteschnitt von Robert wären wir auf eine gesamte Saison hochgerechnet im Tabellen-Mittelfeld der 2. Bundesliga gelandet.
Warum hat es dann in dieser Saison nicht mehr mit ihm funktioniert?
Es waren andere Voraussetzungen. Andere Spieler. Eine andere Aufgabe und Herangehensweise. Solche Dinge passieren. Aber Robert und wir sind im Gutem auseinander gegangen.
War der oft zitierte „XXL-Umbruch“ der Grund?
Mit dem Argument kann ich ehrlichweise wenig anfangen. Natürlich hat sich sehr viel geändert, aber es ist ja nicht so, dass wir den Plan gehabt hätten, den größtmöglichen Umbruch herbeizuführen …
Wie war es dann?
Erstmal kommt es in jedem Verein am Ende jeder Saison zu einem kleinen Umbruch. Wenn dann noch ein Abstieg dazukommt, enden automatisch Verträge und Leihen. Und wenn man sieht, wie viele unserer Jungs in der Zweiten Liga geblieben sind, dann sieht man auch, welche Qualität wir hatten.
Auf diese Situation waren wir vorbereitet und haben deshalb frühzeitig die Planungen begonnen.
Ist es naiv, zu fordern, dass man einfach andere Verträge und Leihen machen muss, um diese Situation zu verhindern.
Ja, denn dann bekommt man viele Spieler erst gar nicht. Aber wir sind alle auch überzeugt, dass wir diesen Umbruch gut gestaltet haben. Unser neuer Kader hat viel Qualität, aber es braucht eben auch Zeit. Das ist völlig normal.
Wie lautet also Dein Zwischenfazit?
Wir wussten, dass es etwas holprig werden kann und haben das ja auch schon vor der Saison so kommuniziert. Nicht falsch verstehen: Wir liegen uns sicher nicht zufrieden in den Armen. Aber wir stehen mit neun Punkten aus sieben Spielen noch ganz okay da. Wirtschaftlich sind wir kerngesund. Einzig und allein die Tatsache, dass es in dieser Saison mit Robert nicht geklappt hat, ist sehr schade. Aber wir sehen diesen Wechsel auch als Chance. Mir ist nicht bange. Was in der Mannschaft steckt, hat sie am Sonntag angedeutet.